Eigentlich wollten wir ja noch weiter fahren am letzten Abend, aber dann war da dieser Blick aus dem Fenster, diese kleine Klippe über dem Meer mit einer feinen Bucht darunter. Ich konnte einfach nicht vorbeifahren, dieser Schlafplatz schrie sozusagen ganz laut nach uns. Etwas abenteuerlich war es ja schon, bis wir den Kutter mit herrlichem Meerblick geparkt hatten. Von der Straße aus führte uns ein steiler sandiger Pfad zu diesem kleinen Paradies. Ganz getreu dem Motto “Runter geht immer” kamen wir dann auch gesund und munter unten an.
Wir hatten ja schon viele schöne Plätze gesehen auf dieser Tour, aber dieser war besonders. Die Sonne stand schon tief über dem Meer, die Möwen drehten ihre letzten gute Nacht Runden über dem Meer und wir waren ganz allein. Es fühlte sich an, als wäre es unsere eigene Insel, als wären wir die einzigen Menschen in diesem Paradies hier.
Nach einer wunderbar ruhigen Nacht wurden wir am nächsten Morgen vom Rauschen der Wellen geweckt. Eine kleine Tagesetappe stand auf dem Plan, der Strand von Piscinas, gerade einmal 30 km entfernt. Während des morgendlichen Rundgangs mit Dunja wurde mir dann bewusst, dass Physik wirklich gemein sein kann, während wir am Abend doch relativ gut zu unserem Schlafplatz hinunter gekommen waren betrachtete ich mit Sorge diese Steile, wellige und vor allem sandige Piste nach oben zur Straße. Nach ausführlicher Erkundung zu Fuß starteten wir also den Motor um – ich war wirklich erleichtert – mit nur gelegentlich leicht durchdrehenden Rädern ohne Probleme zur Straße zurückzukehren.
Die Costa Verde
So ganz erschließt es sich mir ja bis heute nicht, warum genau dieser Küstenabschnitt Sardiniens “Costa Verde”, also “grüne Küste” heißt. Alleine schon das Autofahren in dieser Region erinnert einen daran, dass der afrikanische Kontinent mit seinen Wüsten nicht weit entfernt ist. Sand, soweit das Auge reicht ist überall Sand zu sehen. Der vom Meer kommende Wind weht den Sand über die Straße, es kommt richtiges Abenteuerfeeling auf. Dieser Teil Sardiniens ist touristisch weniger erschlossen. Noch bis 1991 wurde in dieser Region Bergbau betrieben. Ein lohnenswerter Ausflug für Interessierte ist sicherlich die alte Mine Montevecchio, die zum Abbau von Zink und Blei betrieben wurde. Die Spuren des Bergbaus vergangener Tage sind überall zu sehen und hinterlassen ein kontrastreiches Bild aus natürlicher Schönheit der Insellandschaft und Spuren der industriellen Nutzung. Wir folgen unserer Wüstenpiste weiter. An zwei Stellen muss der Kutter kleine Gewässer durchqueren. Von Gaby sondiert stellt sich die Tiefe dieser Durchfahrten aber als überschaubar heraus und vermutlich freut sich auch der Kutter über eine kleine Abkühlung. Nach einer halben Stunde abenteuerlicher Fahrt erreichen wir dann den Parkplatz zum Strand von Piscinas. Wir bezahlen die nicht ganz günstige Parkgebühr und nehmen zähneknirschend zur Kenntnis, dass diese Gebühr erneut fällig wird, wenn wir am darauffolgenden Tag nicht bis 8 Uhr den Parkplatz wieder verlassen haben.
Mit einem langen ausgedehnten Spaziergang erkunden wir die sandige Gegend. Nachdem die Mine geschlossen wurde haben die Arbeiter die kleine Eisenbahn, die das abgebaute Gestein zum Meer transportiert hat mit Sprengstoff geladen und angezündet. Die kläglichen Reste dieser spektakulären letzten Fahrt verleihen dem Szenario den letzten Schliff.
Nach unserer heißen Erkundungstour ist es endlich Zeit für den Strand. Das Wasser ist wunderbar dort. Erwähnenswert für alle Reisende mit Hund ist der abgetrennte Strandbereich, wo sich Mensch und Hund zusammen einen schönen erholsamen Urlaubstag machen können. Dunja hat es genossen, mit ihrem Knochen im Schatten. Ein wundervoller Sonnenuntergang hat den Tag abgerundet.